BRING DEIN LEBEN INS NÄCHSTE LEVEL




0 LIFE IS A GAME - PLAY IT!

Achtung, dieser Artikel beinhaltet Spoiler zu Jumanji 2!

 

Kürzlich habe ich mit großer Freude zum dritten Mal den zweiten JUMANJI Film angeschaut. Für die, die ihn nicht kennen, folgt hier eine kurze Synopsis. In diesem Actionfilm finden 4 US-amerikanische Klichée Teenager – also ein schüchterner, neurotischer Losertyp, eine selbstverliebte Beautyqueen, ein etwas dummer, aber erfolgreicher Footballspieler und eine nerdige Overachieverin – beim gemeinsamen Nachsitzen im Schulkeller das ominöse alte Spiel „Jumanji“ - jetzt modernisiert als Konsolenspiel. Wir wollen an dieser Stelle nicht hinterfragen, welchen pädagogischen Wert das Aufräumen eines Kellers hat.

In jedem Fall landen diese 4 in Körpern von Avataren dann im Computerspiel, welches sie spielen und erfolgreich abschließen müssen, um wieder nach Hause „in the real world“ zu kommen. Und um weitere Klichées zu bedienen ist der Loser jetzt natürlich stark und mit den besten Fähigkeiten ausgestattet, das unsichere, nerdige Mädchen eine sexy Superschnitte, der große, starke Footballspieler ist plötzlich kleiner Sidekick, der nicht wirklich viel kann und die Sexbombe ein dicker Typ.

Im Film begreifen die 4 Teenager irgendwann, dass sich ihnen auf der Landkarte, die sie haben, das nächste Level zeigt, so dass sie wissen, wo sie dem nächsten Endgegner begegnen werden. Unterwegs treffen sie dann einen weiteren Spieler, der schon seit 20 Jahren im Spiel feststeckt. Er hat es alleine einfach nie geschafft, das nächste Level zu erreichen, weil es dafür der Fähigkeiten der anderen Spieler bedurfte. Erst gemeinsam und sich gegenseitig vertrauend (SPOILER!) schaffen sie es, alle Levels durchzuspielen und am Ende den Diamanten im großen Steinjaguarberg einzusetzen und das Spiel zu gewinnen. Und natürlich haben alle durch ihre neuen Rollen ganz viel für ihr wahres Leben gelernt und sind so über sich hinaus gewachsen, dass sie auch zurück in ihren eigenen Körpern quasi ins nächste Level kommen.

Trotz gängiger Hollywoodklichées hat der Film mich sehr zum Nachdenken gebracht und mir sehr geholfen, fordernde Lebensphasen für mich sinnvoll zu visualisieren, denn ich denke, dass vieles in unserem Leben so läuft wie in einem Computerspiel.


1 DEINE SETTINGS

Dein Leben ist so bunt, wie du dich traust, es auszumalen! 


Zuerst einmal kannst du ein paar Grundeinstellungen wählen. Was ist zum Beispiel mit der Farbe? Spielst du in bunt oder in schwarz-weiß? Und ab wie viel Jahren soll es frei sein? Spielst du eine weichgespülte Kindergartenvariante, ist es wenigstens mit Altetsfreigabe ab 12 oder 16  oder traust du dich an die Erwachsenenversion? Wählst du eher den Einzelkämpfermodus oder ist dein Spiel eins für mehrere Spieler? Ist dein Spiel eher Fantasy, große, blutige Ballerei oder ein verzwicktes Strategiespiel? Ist es eher animiert oder gibt es reale Figuren? 


2 DEINE STÄRKEN & SCHWÄCHEN

What is your super power?

 

Jede Figur im Spiel hat Superkräfte und Schwächen. Jeder hat eine bestimmte Anzahl von Leben und das Spiel kann man nur beenden, wenn man sich durch die verschiedenen Level durchspielt. Jedes Level hat eine besondere Herausforderung oder einen „Endgegner“. Jeder Endgegner fordert unterschiedliche Skills, Waffen und unterschiedliche Level an Geschicklichkeit.

Im Film können die Avatare sich auf die Brust klicken und über ihnen erscheint eine Box, die ihre Stärken (z.B. Geschwindigkeit, Dance Fighting oder Kartenlesen) und Schwächen (Kuchen, Mückenstiche, Gift) anzeigen. Genauso hat jeder von uns seine Skills. Vielleicht explodierst du nicht direkt, wenn du Kuchen isst, aber vielleicht ist das ja zumindest im abgeschwächten Maße ein Thema. 

Um zu wissen, welche Stärken und Schwächen oder Waffen du in dein Spiel mitbringst, ist es nicht verkehrt, sich selbst genauer anzuschauen. Wenn man seine Schwächen kennt, dann weiß man ja auch, welche Mitspieler oder  „Waffen“ man eventuell gerade braucht, um ein Level geschickt und erfolgreich  und ohne den Verlust von weiteren Leben zu durchspielen. Kannst du diese nicht richtig einsetzen, stirbst du im Computerspiel und hast du alle Leben aufgebraucht, dann ist Game Over für dich. Ein Spiel kannst du abspeichern, dein Leben leider nicht. Insofern solltest du deine Skills gut kennen und einsetzen. Natürlich kannst du dein Waffenset oder deine Skills auch erweitern oder gar zu richtigen Superpowers entwickeln. 

Wer wie ich Kind der 80er und 90er ist, der kennt sicher auch das gute alte Supermario Gameboy Spiel. Denk an Supermario – der springt mit dem Kopf gegen einen Kasten mit Fragezeichen und bekommt eine Blume zum Schießen. Leider ist das Antrainieren von Skills oder im übertragenen Sinne „Waffen“ nichts, was in echt mit Geld oder Sprüngen gegen irgendwelche Kästen zu tun hat. Ich denke, man sollte in der Realität das Springen gegen Dinge mit dem Kopf ohnehin besser vermeiden. Man kann oft auch eher nicht sagen "Ich gebe dir 1 Beutel Gold und du gibst mir dein Schwert!"  In echt braucht das Aneignen von Fähigkeiten Zeit und Disziplin. Ich denke eher an Uma Thurman in Kill Bill, die eisern durch ihren Schmerz durchtrainiert, bis sie ohne Probleme die Fünf-Punkte-Pressur-Herzexplosions-Technik beherrscht und mit bloßen Händen Holzbretter zerschlagen kann. Übung macht halt einfach den Meister - oder die Meisterin. Und manchmal tut sowas auch weh. 



3 die spieler

You can’t do epic shit with basic people.

 

Zuerst wäre es interessant, ob du ein Avatar bist in deinem eigenen Spiel. Präsentierst du dich als eine Figur, eine Rolle, die eigentlich erfunden oder nicht real ist? Wünscht du dir jemand anders zu sein - so wie Spencer im 3. Jumanji Film nichts sehnlicher sein möchte, als sein alter Ego Dr. Bravestone? Oder spielst du dein Lebensspiel als die beste Version von dir selbst? Bist du eine wahrhaftige Version von dir, deinen Werten und dem, was wirklich in dir vorgeht? Sagst du das, was du wirklich fühlst und denkst oder sprichst du eigentlich die Wahrheiten von ganz anderen Menschen aus?  Und spielst du überhaupt dein Lebensspiel? 

Vielleicht bist du lediglich der Mitspieler oder eine Randfigur im großen Spiel eines anderen, denn viele Menschen spielen gar nicht ihr eigenes Spiel. Sie sind gefangen im großen Spiel der Gesellschaft, der Erwartungen anderer oder des Konsums oder was es noch alles gibt. Vielleicht heißt dein Spiel GAME OF KAUFKRAFT, KEEP UP THE STRESS LEVEL, oder MY PARENTS' PRIDE. 

Und wie in dem Film sind die Mitspieler sauwichtig. Es gibt Mitspieler, die adden zu deinen Skills, machen dich stärker und bringen dich ins nächste Level. Es kann ja sein, dass du jemand mit ganz bestimmten Fähigkeiten brauchst, um voran zu kommen. Das könnte z.B. ein Tutor sein, der dich auf eine wichtige Prüfung vorbereitet oder ein Coach oder Therapeut, der dir mit heftigen Gefühlen hilft. Oder ein Trainer für eine Sportart. Oder einfach ein guter Freund oder eine gute Freundin, die dir bei deinen blinden Flecken oder herausfordernden Situationen helfen können. Vielleicht kannst du ja auch selber je nach Situation zwischen den Rollen wechseln. Vielleicht bist du manchmal ein schlauer Nerd, dann wieder ein sexy Draufgänger und dann ein brauchbarer Sidekick.

Es gibt auch Mitspieler, mit denen bleibst du jahre- oder gar jahrzehntelang im selben Level stecken. Vielleicht, weil sie dich einfach nicht genug fordern oder du selber auch sehr bequem bist. 

Und je nach Herausforderung kann dir vielleicht einfach auch niemand anderes helfen, weil das dein Kampf ist. Also – welcher Modus ist bei dir angesagt? Einzelkämpfer oder Teamplayer?

Im Englischen gibt es den Begriff des game changers. That is a game changer bedeutet: das ist die eine Sache, die das ganze Spiel verändert. Natürlich kann das auch eine Person sein. Manchmal begegnet man einer Person und weiß sofort – für die will ich mein Spiel ändern.

Man kann sich manchmal aussuchen, ob man selbst ein game changer sein möchte und aktive Entscheidungen im eigenen Leben angehen und treffen und auf ein neues Level ansteuern. Manchmal beeinflusst man dadurch auch das, was im Spiel bei anderen Menschen passiert. Das ist wie, wenn man einen Stein ins Wasser wirft und er dann Kreise zieht. You might create a ripple effect.

Und wenn wir selber nicht aktiv genug an einem Vorankommen arbeiten, kann es sein, dass andere  game changer  für uns entscheiden, dass das momentane Level nicht ausreicht. Zum Beispiel, indem wir verlassen oder gefeuert werden und dann stehen wir da in unserem Level, das wir doch eigentlich nicht verlassen wollten. Jetzt liegt die Wahl bei uns, ob wir spielen oder hängen bleiben.

Manchmal zwingt man andere dazu, ihr Spiel zu verbessern oder zu verändern, manchmal ist es umgekehrt. Und man muss auch nicht Teil von jedem Spiel sein. Spiele hören auf, wenn man sie nicht mehr mitspielt. Du entscheidest, welches Spiel man mit dir spielen kann.

Game changers können auch ganz unerwartete Dinge und Veränderungen sein, positive wie negative. Vielleicht gewinnst du im Lotto oder vielleicht brennt dein Haus ab. Es ist dann deine Entscheidung, wie dein Spiel weiter geht.

 

Change the game. Don’t let the game change you.


4 deine leben

Kann ich mal bitte mein Leben gerade abspeichern, um etwas auszuprobieren?

 

Jeder Spieler in Jumanji hat drei Leben, die durch eine Tätowierung am Arm angezeigt werden. Im Film wird man ganz unruhig, wenn man weiß, dass die Avatare auf ihren letzten Leben laufen und mit diesem einen letzten Leben die Level alle durchspielen müssen ohne zu sterben, obwohl so viele Gefahren lauern! Im Film ist das unglaublich bildhaft dargestellt - aber in unserem EINEN Leben ist es doch auch nicht anders. Vielleicht ist das große Endziel nicht so klar wie in Jumanji, aber wir sollten unsere Level auch durchspielen, ohne dass wir sterben. Und manche Level kosten uns vielleicht auch fast sowas wie ein Leben oder Teile von uns sterben - was unter Umständen auch hilfreich sein kann für unsere weitere Entwicklung.

In Jumanji hängt das Überleben ebenfalls ab von deinen Stärken und Schwächen. Wenn du deine Skills nicht gut einsetzt, weil du sie nicht richtig kennst oder vielleicht gar nicht erkennst, was du für dein momentanes Level eigentlich für Skills brauchst, sieht es schlecht aus mit dem Überleben in deinem Lebensspiel. Wenn du bei Supermario z.B. nicht begreifst, wie das mit dem Springen funktioniert oder dass du bestimmte Tastenkombinationen drücken musst, um ganz schnell über bestimmte Wege, wo alle Teile direkt wegbrechen, zu laufen, dann wird es manchmal schwierig. Du stürzt ab und es ist wieder ein Leben futsch. Wenn alle Leben aufgebraucht sind, musst du komplett von vorne anfangen. Im echten Leben wirst du einen so schnellen Tod wie bei Supermario nicht riskieren, aber Leben stehen sinnbildlich auch für Chancen. Manche Chancen bekommt man nur einmal, manche vielleicht öfters. Damals in meiner Französisch-Deutsch Übersetzungsklausur in der Uni hatte ich genau 3 Chancen – beim 3. Mal habe ich dann glücklicherweise bestanden. Manche Sachen kannst du so lange probieren, bis du sie schaffst, z.B. wenn du dir sportliche Ziele setzt oder vielleicht dabei bist, etwas zu lernen. Übung macht immer noch den Meister. Manche Dinge kannst du sehr schnell verkacken. Beziehungen bekommen z.B. manchmal genau 1 Chance. Oder Kandidaten bei Vorstellungsgesprächen. Man sagt ja auch „Du bekommst keine 2. Chance, einen ersten Eindruck zu machen“.  Wie gehst du mit deinen Chancen um? Nutzt du sie oder bist du verschwenderisch, weil du sie vielleicht gar nicht siehst und wertschätzt? Man erkennt oft wertvolle Chancen und Gelegenheiten nicht, weil man ihre Einzigartigkeit gar nicht begreift.

Und du weißt ja – du hast für dein Lebensspiel nur genau EIN Leben – aber wenn du dein Spiel richtig spielst, dann reicht das auch! Vergeude es nicht! Und vielleicht lohnt es sich ja auch, für manche Dinge ein bisschen was zu riskieren...


5 deine levels

If your life just got a little harder – Congratulations! You just got levelled up.

 

Wenn du mal genau hinschaust, wirst du merken, dass dein Leben aus vielen verschiedenen Levels besteht. Viele davon hast du schon durchgespielt. Z.B. das Level Grundschule, das mit dem Endgegner „Empfehlung für die weiterführende Schule“ beendet wurde. Oder das Level „Schulabschluss“, das mit dem Endgegner „Abschlussprüfung“ hoffentlich ein Ende gefunden hat. Manche befinden sich im Level „Hausrenovierung“ oder „Hochzeitsvorbereitung“ oder „Jobsuche“. Also was ist mit deinen Levels? In welchem Level bist du gerade und wie lange schon? Und willst du überhaupt in ein anderes Level aufsteigen? Es kann ja auch durchaus sein, dass man sich in seinem Level ziemlich wohl fühlt und am Ist-Zustand überhaupt nichts ändern möchte. Vielleicht steckst du auch schon ewig fest, weil du immer wieder am Endgegner scheiterst - so wie ich Jahrzehnte bei SuperMario!

Außerdem kann man in manchen Spielen in bestandene Levels auch zurückkehren und sie ggf. nochmal spielen, diesmal aber mit mehr Souveränität. Und man weiß manchmal auch, in welchem Level man z.B. Energien auftanken oder Leben sammeln kann. Man kann sich demnach also auch in das Level begeben, das man gerade braucht. Es gibt in manchen Spielen ja auch sogenannte Cheats, mit denen man sich in höhere Level mogeln kann, ohne dass man die einzelnen Levels wirklich durchgespielt hat. Kann man machen – aber irgendwie fühlt es sich danach nicht so geil an. Es ist einfach weniger befriedigend, wenn man es nicht wirklich selbst geschafft hat.

Und bei Supermario gab es auch verschiedene Welten und jede Welt hatte mehrere Levels. Vielleicht bist du gerade in einer Phase, die aus mehreren Levels besteht und es nicht unbedingt gerade auf einen Endboss zugeht. Und wie bei Supermario musst du erst viele kleinere und größere Hindernisse aus dem Weg räumen und Herausforderungen bestehen, bevor du es zum Ende schaffst. Also - wo befindest du dich gerade? Finde es raus.

Du begegnest sicher auch manchmal Menschen, bei denen du merkst, dass sie auf einem ganz anderen Level spielen als du. Solche Menschen inspirieren dich vielleicht dazu, dass du ein besseres Spiel auf einem höheren Level spielen willst und beginnst, dir Skills anzutrainieren, die du dafür brauchst oder dich Endgegnern zu stellen, um weiter zu kommen. 

 

Be someone who makes other people want to up their game!

 

Es wird manchmal schwierig, wenn man nicht auf demselben Level spielt. Das gilt im Grunde ja auch für jegliche Art von Beziehungen und für Kommunikation. Man muss schauen, dass man sich mit denen, mit denen man sich verstehen möchte auf Augenhöhe, also auf demselben Level befindet. Klappt das nicht, muss man vielleicht sein Level anpassen – das geht ja in beide Richtungen. Also – auf welchem Level spielst du gerade und bist du dir dessen bewusst? Geht es dir gut damit? Bist du auf dem richtigen Level unterwegs oder machst du dich gerade kleiner oder größer als du eigentlich bist?

 

People will only understand you at the level they are at themselves.

 

Auch liegt es komplett an dir und deinen Entscheidungen, welche Levels du letztendlich frei schaltest. Es gibt Spiele, da kannst du dir die Türe aussuchen, durch die du gehst. So ist es auch im Leben. Du musst nicht jedes Level betreten oder zu Ende spielen. Und manche Levels sind einfach nicht wichtig für deine Entwicklung und eventuell ist es sinnvoller, sie zu beenden, um mehr Energie für andere zu haben. Du fängst auch vielleicht ein Level an und kehrst erst mal wieder zurück, weil dir vielleicht bestimmte Fähigkeiten noch fehlen, um weiter zu kommen. Oder vielleicht merkst du auch, dass dir ein Level gar nicht gefällt oder dir gar nichts bringt und es ist wichtig, dass du es vorzeitig abbrichst. Vielleicht wirst du erst ein paar andere Levels freischalten, um dann in das eine Level mit dem bisher unbesiegbaren Endgegner zurück zu kehren und es mit neuen Fähigkeiten und / oder Mitspielern zu beenden. Manche Level spielst du jahre- oder jahrzehntelang, manche wirst du eventuell nie erfolgreich beenden.

Kennst du die Netflix Serie Black Mirror? In der interaktiven Folge Bandersnatch können ZuschauerInnen in mehreren Szenen jeweils aus zwei Möglichkeiten entscheiden, wie ein Charakter sich verhält und jede Entscheidung hat dann zu einem anderen Plot an anderen Stellen geführt. So gibt es letztendlich mehrere hundert Varianten, wie die Folge verlaufen kann. So ist das auch mit den Levels. Je nachdem, wie du eine Situation angehst, schaltest du eventuell ein neues Level frei. Und viele Levels werden aufgrund deiner Entscheidungen für immer ungespielt oder unbeendet bleiben. Daher überlege dir gut – welche Levels solltest du in jedem Fall spielen?


6 deine endgegner

If it doesn’t challenge you, it won’t change you.

 

Irgendwie  geht es doch letztendlich in unserem Leben um die Begegnung mit  dem ultimativen Endboss, nur dass wir anstatt zum Schluss einem Steinjaguarberg einen Diamanten zurück ins Auge zu setzen und dann „Jumanji“ zu rufen hoffentlich sagen können „Geiles Leben! Genial gespielt!“

Endgegner sind in meinen Augen alles, was wir bekämpfen oder aus dem Weg räumen müssen. Das ist alles, was uns davon abhält, ins nächste Level aufzusteigen. Und Endgegner können alles sein – Gefühle, Ängste, Glaubenssätze, Menschen, jegliche Herausforderungen im Außen wie Prüfungen oder Vorstellungsgespräche, alles, was uns fordert und an unsere Grenzen bringt. Vielleicht ist es die Angst davor, dass wir uns eine unangenehme Wahrheit nicht eingestehen wollen. Vielleicht ist es eine Kündigung oder die Konfrontation mit einer Person, der wir etwas Unbequemes sagen müssen. Vielleicht ist es das Sich-Eingestehen von Gefühlen oder der mutige Antritt einer großen Reise oder dass man einfach für sich und seine Wünsche einsteht. Vielleicht ist es der Gang zum Therapeuten oder eine schlimme Operation. Vielleicht ist es der Verlust eines geliebten Menschen oder Haustiers oder ein körperlicher Kampf. Oder wie bei mir in den letzten Sommerferien: in einen Käfig im Meer steigen, um einen weißen Hai zu sehen!

Manchmal kommen mehrere Endgegner auf einmal. Ich denke, das geschieht, wenn wir gleichzeitig probieren, mehrere Levels zu spielen. Da muss man auch schon mal aufpassen.

Schlussendlich ist es aber doch immer Dasselbe: haben wir uns einem Endgegner erfolgreich gestellt, fühlt er sich gar nicht mehr wirklich wie ein Endgegner an. Haken hinter und weiter geht’s.

 

Bei Supermario gab es am Ende jeder Welt immer so ein komisches Monster, das irgendwas spuckte – mal ein Löwe, eine Hexe, eine Krake oder ein Flugzeug. Es gab so ein paar Tricks, dass man die Endgegner nicht besiegen musste, sondern sie durch geschicktes Ausweichen umgehen konnte. Das war für mich manchmal die einzige Möglichkeit zum Sieg. Ist auch eine Möglichkeit, aber das besiegt ja in dem Sinne den Endgegner nicht. Also – wie bekämpfst du deine Endgegner? Von hinten oder mit vielleicht sogar unfairen Mitteln? Versuchst du ihnen immer auszuweichen und Schlupflöcher zu suchen? Oder begegnest du ihnen heldenhaft mit Mut und Anstand und vielleicht sogar so gut es geht auf Augenhöhe?

Und welche Endgegner wählst du? Sind es die, die auch wirklich gerade angesagt sind? Oder ist es vielleicht immer und immer wieder derselbe? Vielleicht merkst du es ja gar nicht, weil er irgendwie immer neue Formen annimmt? In jedem Fall kannst du dir mit deinen Levels ja auch deine Endgegner aussuchen.

Ihr erinnert euch vielleicht auch, dass bei Supermario jede Welt ihre eigenen Monster hatte und unter Umständen tauchten Monster aus bereits erledigten Levels später plötzlich wieder auf. Ich erinnere mich an diese doofen hüpfenden Kartoffeln oder Steine, die plötzlich wieder da waren oder diese fiesen springenden Spinnen, die immer mal wieder auftauchen.

So ist das im Leben auch. Manchmal kommen Endgegner oder Monster zurück, obwohl wir dachten, dass wir sie schon längst besiegt hatten. Manchmal in abgeschwächter Form, manchmal in noch größer. Ich kann nur sagen: ich hoffe in einem solchen Fall hast du die nötigen Skills, Waffen und Mitspieler!

Und – für manche Menschen bist DU ein Endgegner oder die ultimative Herausforderung. Das musst du noch nicht einmal merken. Vielleicht gehen dir manche auch genau deswegen aus dem Weg, sind neidisch oder konfrontieren dich regelmäßig. Halt mal Augen und Ohren offen!

Vielleicht bist du auch für dich selbst der ultimative Endgegner und bekämpfst dich in Dauerschleife sogar selbst?! 


7 deine landkarte

Travel is never a matter of money but of courage.

 

Die Spieler im Film besitzen eine Landkarte, die ihnen anzeigt, wo der nächste Endgegner zu finden sein wird. Im Leben ist es nicht immer ganz klar, wer oder was der Endgegner ist oder sein wird, aber ich denke, Endgegner können ebenfalls mit einem Ort verknüpft sein. Orte können ja auch in uns drinnen sein. Jeder hat in seinem Inneren und Äußeren Plätze, an die er nicht gehen möchte, weil dort unangenehme Gefühle und Erinnerungen lauern. Oft meiden wir Orte, von denen wir wissen, dass sie uns auf verschiedenste Weisen fordern, z.B. weil wir wissen, dass wir dort Menschen begegnen werden, die uns Angst machen oder Erinnerungen, die in uns bestimmte Dinge auslösen. Manche Menschen vermeiden z.B. Höhe, Enge oder große Menschenmassen. Es fordert daher viel Mut, einen Ort aufzusuchen, von dem man weiß, dass dort etwas Unangenehmes, Unheimliches, Herausforderndes, Grenzensprengendes wartet. Vielleicht trauen wir uns erstmal nicht, diesen Ort aufzusuchen oder sind (noch nicht) dazu bereit. Wo führt dich deine innere Landkarte hin und welche Orte vermeidest du? 


Wie viele Level dein Spiel hat und welche du freischaltest, entscheidest du. Du hast es in der Hand, über welche Skills und Waffen du verfügst, damit du dich wehren kannst, gegen das, was kommt. Genauso entscheidest du, welche Monster dich regelmäßig piesacken dürfen, wer alles mitspielen darf und wie groß deine Landkarte ist. Es liegt an dir, wie bunt, wie erwachsen, wie real und spannend dein Spiel ist. IT'S TIME TO PLAY! 


Ich wünsche dir einfach ein gigantisches, tolles, erfolgreiches Lebensspiel!



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Kommentare: 2
  • #2

    p6majo (Freitag, 10 Januar 2020 20:46)

    Hallo Annika,

    ich lese Deine Soulkanguruh-Sprünge sehr gern. Oft dreht es sich ja um das Thema Liebe. Deshalb würde ich an dieser Stelle gern eine provokante These in den Raum stellen. Ich bin kein Philosoph und habe auch keinen fundierten Hintergrund für meine These. Es sind einfach nur Gedanken und Du kannst den Kommentar jederzeit wieder entfernen (hoffe ich).

    Was ist Liebe?
    Kurz: Es gibt zwei Säulen der Liebe, alles darüber hinaus ist eine gesellschaftliche, moralische und romantische Überhöhung bzw. Glorifizierung.

    1. Säule: Die sexuelle Anziehung zwischen zwei Menschen, getriggert durch Schemata, biochemische Botenstoffe und eventuell Verhaltensmuster, die es uns ermöglichen sollen, einen möglichst geeigneten Paarungspartner zu finden.
    2. Säule: "kin selection" --- kurz: das durch Evolution selektierte Verhaltensmuster, sich um Kinder und nahe Verwandte bis hin zu Selbstaufgabe zu kümmern und zu sorgen.

    Beide Säulen sind bei den meisten Tierarten auf der Welt zu finden und meiner Meinung nach die Essenz von all dem, was wir als Liebe bezeichnen. Alles andere ist der Versuch, uns Menschen zu etwas Besonderem zu machen (was wir meiner Meinung nach aber nicht sind), oder aber ein moralischer Überbau oder netter formuliert, allgemein akzeptierte Wertvorstellungen, um unser Handeln in gesellschaftlich-konforme Bahnen zu lenken. Allerdings sind diese Wertvorstellungen nicht immer mit den Säulen 1. und 2. vereinbar, was die Ursache für das meiste "Liebesleid" auf dieser Welt sein könnte.

  • #1

    Teale (Sonntag, 22 September 2019 02:53)

    You're a legend Annika. Love your words and the pictures used.